Die 5 Gründe, warum digitale Medien den Unterricht bereichern

Und auf was Sie besonders achten müssen…

Kein Thema ist bei Lehrkräften und Schulleiter:innen sowie Eltern und Schüler:innen so kontrovers wie die Benutzung von digitalen Medien wie Smartphones und Tablets im Unterricht. Vielerorts sind Smartphones auf dem Schulgelände oder zumindest im Unterricht streng verboten, während in anderen Schulen ein offener Vorstoß in Richtung digitaler Bildung gewagt wird. Dabei sollte vor allen persönlichen Meinungen jedoch gefragt werden: „Welche Art des Unterrichts hat den größten Mehrwert für Schüler:innen und Lehrkräfte? Analog, digital oder beides kombiniert?“. Und das ist gar nicht so pauschal zu beantworten…

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In die Diskussion um die Schule der Zukunft und die Nutzung digitaler Medien im Unterricht werden nur selten echte Erfahrungen ausgetauscht oder gar über wissenschaftliche Studien gesprochen, sondern oft nur Extreme in die eine oder andere Richtung skizziert. Das ist ziemlich schade – nicht nur, weil wir unseren Kindern dadurch eine unsachliche Diskussionskultur vorleben. Doch was sagt denn eigentlich die Wissenschaft zu diesem Thema?

Eines vorweg: Zweifellos ist es nicht sinnvoll, den kompletten Unterricht zu digitalisieren und den Schüler:innen uneingeschränkten Zugriff zum Internet zu geben. Ebenso wenig Sinn macht es jedoch, digitale Medien pauschal aus dem kompletten Unterricht zu verbannen – wie so oft macht die Dosis das Gift. Und hier wird es interessant…

Was sagen Wissenschaft und Lehrkräfte zu digitalen Medien?

Ende 2016 hat die Lancaster University in England eine Fallstudie über die Verwendung von digitalen Medien wie interaktive Whiteboards an einem deutschen Gymnasium veröffentlicht. Hierin wurde untersucht, wie die Schüler:innen untereinander sowie mit den Lehrkräften zusammenarbeiten aber auch wie sich deren Konzentration, Mitarbeit und Lernmotivation verhält.

Dabei waren die Ergebnisse eindeutig positiv: Die Schüler:innen haben mit den digitalen Whiteboards aufmerksamer am Unterricht teilgenommen, sich besser untereinander ausgetauscht und anhand von visuellen Darstellungen schneller gelernt. Es konnten also nicht nur eine höhere Motivation und größere Lernfortschritte, sondern auch eine bessere Diskussionskultur und Inklusion erreicht werden. Konkret können fünf Gründe für digitalen Medieneinsatz im Unterricht genannt werden:

  • 1. Aktivere Teilnahme

    Durch digitale Medien kam es zu einer gesteigerten Bereitschaft, am Unterricht aktiv mitzuarbeiten und ihn kreativ mitzugestalten. Schüler:innen sind es heute schon gewohnt, einen großen Teil des Tages digitale Medien zu benutzen. In einem digitalen Klassenzimmer können sie lernen, wie sie diese Medien erfolgreich im Unterricht verwenden.

  • 2. Konstruktiverer Austausch

    Digitale Medien fördern fachliche Gespräche und Diskussionen zwischen den Schülern. Und das verwundert nicht, denn auch im Alltag sind digitale Medien allgegenwärtig und oft auch das Kommunikationsmittel der Wahl und einzig der Klassenraum war bislang oft eine digitale Sperrzone.

  • 3. Höhere Motivation

    Vor allem in MINT-Fächern waren Schüler durch digitale Medien im Unterricht motivierter und begeisterungsfähiger. Das mag nur zum Teil daran liegen, dass digitale Medien etwas “Neues” im Unterricht darstellen. Dass digitale Medien ermöglichen, den Unterricht plastischer zu gestalten und andere Quellen sowie visuelle und auditive Medienformate einzusetzen, spielt wahrscheinlich eine weit größere Rolle.

  • 4. Verbesserte Inklusion

    Durch bessere Sichtbarkeit an digitalen Tafeln wird auch Schüler:innen mit visuellen oder Mobilitätsbeeinträchtigungen optimal in den Unterricht inkludiert. Wenn Schüler:innen auch selbst an digitalen Medien wie Tablets, Smartphones und Notebooks arbeiten, verstärkt sich dieser Effekt noch weiter. Denn hier können sie ganz individuell festlegen, wie groß die Schrift oder die Bilder sind und können ihre Arbeitsergebnisse per Screensharing mit ihren Mitschüler:innen teilen.

  • 5. Größere Lernfortschritte

    Unter der Begleitung von Lehrkräften konnten Schüler:innen mit intelligenten Tutorenprogrammen individueller und besser lernen und erzielten größere Lernfortschritte. Warum? Das ist wohl eine Kombination aus den vorangegangenen Gründen: Die Schüler:innen können durch digitale Medien im Unterricht individueller lernen, sich konstruktiver untereinander austauschen und sind motivierter. Gleichzeitig können Mitschüler:innen mit Beeinträchtigungen durch den Einsatz digitaler Medien viel besser am Unterricht teilnehmen.

Ein Einzelfall? Nicht, wenn man auf Julia Hastädt hört…

Frau Hastädt ist Lehrerin in Mecklenburg-Vorpommern und hat in ihrer Klasse als Pilotprojekt Tablets in den Unterricht eingeführt. Ihre Beobachtung ist, dass sie sich mit ihren Schülern nun viel intensiver auf den „Anforderungsbereich 3“ konzentrieren kann. Dieser Anforderungsbereich stellt das Reflektieren komplexer Problemstellungen dar sowie die Möglichkeit, eigene Schlussfolgerungen und Interpretationen vorzunehmen. Dabei sind auch Ihrer Beobachtung nach die Schüler nun kooperativer im Umgang miteinander und insbesondere auch mit den Lehrkräften. So sind ihre Schüler auch offen, anderen Lehrern, die nicht Teil der Pilotklasse sind, eigeninitiativ mit der Benutzung digitaler Medien weiterzuhelfen. Das klingt ein wenig zu einfach?

Teilweise ja. Man muss schließlich auch festzuhalten, dass auch „Digital Natives“ oft erst den produktiven Umgang mit digitalen Medien wie Tablets und digitalen Whiteboards lernen müssen. Frau Hastädt bringt es in dem Podcast über die Digitalisierung an Schulen des Online-Magazins „Digitale Schule | kompakt“ von 2019 deutlich auf den Punkt:

„Die Zielsetzung ist nicht ‘Wir arbeiten mit Tablets‘ sondern die Zielsetzung ist eben, dass wir Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler fördern wollen, die einfach auch über das klassische Fachwissen […] hinausgehen.“.

Was für Frau Hastädt von besonderer Bedeutung ist, sei die Tatsache, wie viel Spaß erfolgreiche digitale Bildung machen kann – und zwar Schülern und Lehrern.

Soweit so gut, aber gibt es denn auch größer angelegte Studien, die ein tiefer in das Thema eintauchen?

Große Metastudie – wie sinnvoll sind digitale Medien im Unterricht wirklich?

Eine große Metastudie des Zentrums für Internationale Bildungsvergleichsstudien an der Technischen Universität München von 2017 wertete 79 Einzelstudien zum Einsatz digitaler Medien an Schulen aus.

Auch sie kommt zum Schluss, dass erfolgreicher Unterricht ein Mix aus analogen und digitalen Medien bedeutet. Durch digitale Medien sind die Schüler motivierter und erzielen vor allem im MINT-Bereich bessere Leistungen. Doch es gibt auch einen Haken…

Die Studie hebt nämlich auch hervor, dass digitale Medien alleine keinen Erfolg garantieren. Es kommt vielmehr darauf an, welche Formen digitaler Medien auf welche Art in den Unterricht integriert werden. So kommt die Studie zum Beispiel zum Ergebnis, dass Schülerinnen und Schülern mit schwächerer Kompetenz in einzelnen Fächern besonders durch den Einsatz sogenannter intelligenter Tutorensysteme profitierte, verglichen mit einer Kontrollgruppe ohne ein derartiges System.

Neben den gleichen Vorteilen digitaler Medien, wie sie in der Lancaster-Studie und von Frau Hastädt genannt werden, zeigt die Metastudie jedoch auch auf, dass Schulungen enorm wichtig sind, wenn es darum geht, digitale Medien in den Unterricht zu integrieren. Lehrkräfte, die zuvor eine Schulung erhalten haben, konnten bei ihren Schülern einen größeren Leistungszuwachs erreichen, als Lehrkräfte, bei denen dies versäumt wurde.

Viele Aspekte, die man bei der Einführung digitaler Medien in den Schulunterricht beachten muss. Doch es gibt Abhilfe

Warum auch Sie von der Förderung profitieren sollten…

Der DigitalPakt kann hier große Abhilfe schaffen. Einerseits fehlt in vielen Schulen schlicht die Infrastruktur, um Projekte zur Nutzung digitaler Medien voranzutreiben. Kein ausreichend schnelles Internet, kein WLAN, keine pädagogische Lernplattform – vielen Schulen haben diese Hindernisse bisher die Hände gebunden. Dies muss jetzt nicht mehr sein, denn der DigitalPakt stellt Gelder zur Verfügung, um ebendiese Infrastruktur zu schaffen. Das ist jedoch noch nicht alles…

Wie eben erwähnt, ist die Grundlage für erfolgreichen, teilweise digitalen Unterricht immer die Einbindung in den Unterricht und die Schulung der Lehrkräfte. Genau hierfür wird ein Medienentwicklungsplan entworfen. Wertvolle Tipps, was Sie hierbei beachten müssen und wie Sie enorm viel Zeit sparen können, erfahren Sie in unserem Beitrag zum Thema.

Sie möchten mehr über den DigitalPakt erfahren und wie Sie konkret von der Förderung profitieren können? Oder Sie haben generelle Fragen an uns? Dann schreiben Sie uns und erhalten Sie mehr hilfreiche Infos und Tipps zur Digitalisierung Ihrer Schule!

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